Zerbrechen

„Sich klar zu machen, dass es gar nicht so schlimm ist, zu zerbrechen, hilft. Tatsächlich ist Zerbrechen ein Merkmal evolutionärer und psychologischer Wandlungsphasen, wie wir im Aufbrechen einer Schale oder Panzerung erkennen können, die für das darin wohnende Lebewesen zu eng geworden ist. … Was da in Zeiten rapiden Wandels ‚zerfällt‘ ist nicht das Selbst, sondern seine Abwehrmechanismen und Konzepte. Wir sind keine Gegenstände, die zerbrechen können. Als offene Systeme sind wir, wie der Kybernetiker Norbert Wiener sagt, “nur Strudel in einem Fluss unablässig fließenden Wassers. Wir sind nicht dauerhafter Stoff, sondern Bewegungsmuster, die sich beständig selbst erneuern.” Wir müssen uns nicht gegen Veränderungen schützen, denn Wandel ist unsere wahre Natur. Abwehrendes Verhalten als Selbstschutz engt, gleich einer Rüstung, unser Blickfeld ein, begrenzt unsere Bewegungsfreiheit und erschwert uns die Anpassung. Das macht uns nicht nur unflexibel, es unterbricht auch den Strom der Informationen, dir wir zum Überleben brauchen. Unser ‚Zerbrechen‘, so unbehaglich es für uns auch sein mag, erschließt uns neue Wahrnehmungen, neue Informationen, neue Antworten.” (Macy, Joanna; 2009; Geliebte Erde, gereiftes Selbst – Mut zu Wandel und Erneuerung; S. 93, 94)